Andi Beck – Kniespezialist und Teamarzt

Was wäre der TV Möhlin ohne seine wichtigen Helfer im Hintergrund? Andi Beck ist einer von ihnen. Als Facharzt Orthopädische Chirurgie und Traumatologie (im Speziellen das Knie) schlüpft er in die Rolle des Teamarztes für die NLB und kümmert sich um die Erstversorgung und die weiteren Therapiemassnahmen, auch ligaübergreifend.

Dass Andi Beck die Arbeit nicht ausgeht, belegt die Verletztenliste vor Weihnachten 2022: Der aktuellste Patient war der Kapitän des TV Möhlin, Sebastian Kaiser, welcher im Dezember eine hintere Kreuzbandruptur erlitten hatte. Zuvor erwischte es den ersten Torwart Benjamin Blumer (im November), er zog sich bei einer Landung einen vorderen Kreuzbandriss zu. Kreisläufer Patrick Schweizer musste gar einen erneuten Kreuzbandriss operieren lassen. Im September, als er sein Comeback auf der Platte feierte, riss das Band bei einer unglücklichen Aktion erneut, was in nur etwa einem Prozent der Fälle überhaupt passiert. Ein weiterer Ausfall betraf Fabian Ceppi, er hatte eine Syndesmoseband-OP hinter sich. Auch im Zwöi und in der Damen-Mannschaft gingen mehrere Spieler und Spielerinnen an Krücken oder trugen eine Schiene mit ähnlich schweren Diagnosen, wie in der NLB.

Diagnose «Kreuzbandriss»
Der Knie-Spezialist erklärt: «Anatomisch ist ein Kreuzband gerissen, extrem selten nur angerissen, es kann zerfetzt sein, Reste sind da, die noch nahe beienander liegen, aber das Band ist nahezu immer gerissen. Beim vorderen Kreuzband resultiert dann eine Instabilität des Knies, welche bspw. beim hinteren Kreuzbandriss weniger akut ist, weil das Knie trotzdem eine gewisse Stabilität aufweist. Operiert werden muss aber eigentlich immer, wenn Meniskus oder Knorpelschäden erkennbar sind.» Zu den Erste Hilfe-Massnahmen sagt er: «Kühlen, komprimieren, hochlagern, da kannst wohl nichts falsch machen, die Verletzung ist ja da, die Schonhaltung meistens auch, aber die psychologische Komponente ist ganz klar ein Thema.»- Waren es zu Beginn seiner Zeit als Kniechirurg etwas mehr als zehn Kreuzbänder pro Jahr, operiert Beck nun über 100 Kreuzbänder im selben Zeitabschnitt.

Glücksfall für den TV Möhlin
Andi Beck, mit Jahrgang 1978, stiess im Frühling 2019, als Jürgen Brandstaeter die erste Mannschaft trainierte, zum Verein. Bereits zuvor besuchten verletzte Spieler seine Sprechstunde und fühlten sich jeweils sehr gut aufgehoben. Der eigentlliche Kontakt kam dann über Guido Wirthlin (Sportchef) zustande, welcher auf der Suche nach einem Nachfolger für den langjährigen Teamarzt Urs Hungerbühler war. Seine Frau Sarah trainierte mit den Damen und die beiden gemeinsamen Kinder besuchten die Kindertrainings beim TVM. So fiel Andi Beck, welcher früher intensiv Handball gespielt hatte, der Entscheid nicht schwer, sich ebenfalls zu engagieren. «Da ich ohnehin gerne die Spiele verfolge und in der Halle bin, kann ich ja auch helfen, wenn es nötig ist», sagt er und fügt hinzu: «Ich mag den Kontakt zu den Menschen, bin offen, kann mit Leuten gut, das macht mir einfach Spass.»

Handball und Medizinstudium
Als Junge hat Andi in Zittau (Sachsen) Handball gespielt, seine Jugendzeit im Heimatverein und später in der Sachsen-Oberliga verbracht. Nach dem Studium der Medizin kam er von Deutschland in die Schweiz und lebte mehr als zehn Jahre in Langenthal. Es hat ihn zur Orthopädie verschlagen, weil er in seinem ehemaligen Sportumfeld immer mal mit Verletzungen konfrontiert gewesen sei. Seine Eltern führten zudem eine Hausarztpraxis und da habe er schon mitbekommen, was da so läuft. «Ich hatte eine schöne Kindheit, obwohl meine Eltern viel arbeiteten. Es ist schon vorgekommen, dass ich als kleiner Junge nach dem Schulblock im Spital gewartet habe, bis mich meine Grossmutter, die dort Oberschwester war, oder mein Vater, der damals ebenfalls im selben Spital angestellt war, mit nach Hause genommen haben.»

Berufslaufbahn
Beck erinnert sich, dass er als Kindergartenkind miterlebt hat, dass man in den achtziger Jahren noch die Handschuhe puderte oder die Spritzen und andere Instrumente ausgewaschen und desinfiziert hat. Die medizinische Entwicklung, das Umfeld hat er von klein auf mitbekommen. Später, als junger Mann arbeitete er beim Zivildienst im Rettungswesen und lernte die akute Notfall-Seite kennen. Nach diversen Pflegepraktikums merkte Beck bald, es zog ihn zu den Action-Sachen hin, die innere Medizin war nicht so sein Ding. Der erste Auslandaufenthalt war dann in Langenthal in der Schweiz, in einem familiären Spital. Die freundlichen Menschen, man kannte sich, beeindruckten ihn und die Kombination von Orthopädie und Unfallchirurgie.
Seine Lebenspartnerin Sarah zog nach und fand Arbeit in Bern bei der Swisscom. Zwölf Jahre wurden es in Langenthal. Ab Januar 2009 wechselte Beck nach Liestal in ein sogenanntes A-Spital (höchste Kategorie der Ausbildungszentren) unter Beat Hintermann. Ein Jahr später folgte ein Zwischenjahr als Assistenzarzt in Davos. Dieses Jahr, 2011, ist auch das Geburtsjahr seines ersten Sohnes Maximlilian. Mit der veränderten Familiensituation zog es ihn wieder nach Liestal zurück, wo er als Oberarzt im Knieteam, danach in Schulterabteilung arbeitete. Der nächste Karriereschritt kam 2013 als leitender Arzt in Liestal. Beck war zwar sein eigener Chef, dazu gehörte aber auch mehr Verantwortung und lange Tage im Spital. Tochter Katharina wurde geboren und für den zweifachen Familienvater brach nun eine noch intensivere Zeit an. Gleichzeitig veränderte sich die Spitallandschaft, es wurde politisch, gab Knatsch rund um die Zusammenlegung mit dem Bruderholz. Da kam sein Freund Thomas Hesse ins Spiel, welcher ihn in die neu gegründete ALTIUS-Klinik abwarb. Es passte gerade sehr gut und so wechselte Andi Beck 2016 in das ALTIUS Swiss Sportmed Center nach Rheinfelden.

Wir sprechen über den Sinn des sich Spezialisierens. Über das «weg von der Akuttraumatologie hin zum Spezialgebiet Knie», sagt der motivierte Arzt im Interview: «Je mehr du dieselben Abläufe machst, umso besser wirst du, die Handgriffe sitzen, das Setting stimmt, das eingespielte Team passt. Und ich habe den Anspruch immer besser zu werden, noch etwas zu optimieren, weniger Zeit zu brauchen. Mir gefällt mein Job, da komme ich schon mal in einen Flow, geniesse es, wenn jeder Handgriff sitzt, das Handwerk perfektioniert wird.»

Gemeinsamkeiten Operateur/Handballer
Am Schluss des Gesprächs schlägt Beck den Bogen vom Operateur zum Spieler, auch da gäbe es die Menschen, die Verantwortung übernehmen oder solche, die austicken und Instrumente um sich werfen. Auf dem Spielfeld wären es dann die Fouls oder andere Ausraster, welche einen Handballer negativ erscheinen lasse und da seien durchaus Gemeinsamkeiten erkennbar: «Als Mediziner musst du positiv sein und vorwärts wollen, optimieren können, dann kommt der Kopf ins Spiel. Auch im Handball ist so viel Spannendes, psychologische Komponenten, die mitschwingen und ein Coach, der vorangehen muss-da schliesst sich der Kreis zu meinem Job. Man muss ein Gefühl für den Patienten entwickeln, ihm vermitteln, dass es gut kommt, dass ich meinen Beruf gewissenhaft mache und er darauf vertrauen kann.»

Unterstützung vom Profi
Sein ganzes berufliches Know-how ist für den TV Möhlin und seine handballspielende Community von unschätzbarem Wert! Der Mannschaftsarzt kommt auch zwischendurch schnell mal in die Halle und sieht sich ein Knie oder einen Knöchel an. Das erspart dem Verletzten das zeitraubende Procedere auf dem Notfall und schafft Klarheit, was in den nächsten Tagen zu tun ist.

(In der Altius ist zudem eine hausinterne Physiotherapie mit motivierten Therapeuten integriert, welche den Patient «Handballer» eng begleiten und ihn bei der langen Reha unterstützen).

Vielen Dank für das interessante Gespräch und deine grosse Unterstützung als Mannschaftsarzt!

Christine Steck

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